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German Post Again
P.L., Kawajoe and Geier of A.O.F.C.F.


DER POSTBERICHT

Ein Montag wie jeder andere. Mein Computer druckt gerade die letzten Zeilen eines Briefes. Ich muss nur noch zur Post, Briefmarken holen. Also, auf Fahrrad geschwungen und zum Postamt geradelt. Denkste - das Post- amt um die Ecke wird immer noch renoviert, also muss ich runter in die Stadt. Dort angekommen, betrete ich das Postamt. Von hinten - da die Vordertuer mal wieder klemmt und die Postler alle Kunden ueber den Lieferanteneingang ins (Haupt-)Postamt umleiten! Drinnen gehe ich zu Schalter 1, ueber den in grossen Lettern "Briefmarken in kleinen Mengen" steht. Doch der Postbeamte ist beschaeftigt: Er hat seinem Sohn den "Rubics Cube" geklaut und versucht sich jetzt mit dem Ding. "Entschuldigen Sie, bitte zwanzig 1-DM Briefmarken." Das haette ich besser nicht tun sollen. Bin beschaeftigt", schnautzt mich der Typ in Blau an - wenn Blicke toeten koennten... Mit seiner freien Hand weist er auf Schalter 2 neben sich. Doch dort stelle ich mich besser nicht an. Eine Menschenschlange reicht hinaus bis in den Vorraum - unsere Brueder und Schwestern von Drueben holen sich ihre 100 Mark Begruessungsgeld ab. Schalter 3 ist besetzt; dort diskutiert die Beamtin mit ihren Kollegen von Schalter 4 und 5 ueber die Notwendigkeit von Arbeitszeitverkuerzung. Schalter 6 ist ebenfalls besetzt, schliesslich will ich den guten Mann nicht beim Kaffeetrinken stoeren. Schalter 7: Grosses Schild: "Komme gleich wieder!" Schalter 8 ist endlich mit einem Mann besetzt, der sich meinen Wunsch geduldig anhoert - und mich an Schalter 1 verweist. Nach meinen Erklaerungen ringt er sich dazu durch, von Schalter 3 ein paar Briefmarken zu holen. "Tschuldigung", murmelt er, "es sind nur noch elf da." Nun gut - nehme ich halt nur elf. Ich lege einen 50-DM Schein hin und warte aufs Wechselgeld. Pustekuchen. Herr Postbeamter kann nur auf 32,72 DM rausgeben. Also rennt er wieder los - langsam gewinne ich Ueberzeugung, dass er krank ist - er ist der einzigste Poestler. der sich mehr als 10 Meter bewegt hat, seit ich gekommen bin - vor dreissig Minuten. Schon nach einer Viertelstunde taucht er wieder auf und gibt mir die restlichen 17,28 DM in 10 und 5-Pfennigstuecken. Noch waehrend ich protestiere schliesst er genervt seinen Schalter (Schild siehe oben) und setzt sich zielstrebig in Richtung Kantine in Bewegung. Mit drei Kilo Kleingeld und der festen überzeugung Postbeamter zu werden, gehe ich nach Hause.


This article originally appeared in the Amiga diskmagazine "Zine #4" by Brainstorm 1990.

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